Kürzestgeschichte von Hans-Werner Kube
Er joggte an der Bahnlinie entlang. Vor ihm am linken Wegrand hockte eine junge Frau mit zwei kleinen Hunden. Sie rief ihm etwas zu, als er vorbeieilte. Er blieb stehen und fragte: „Wie bitte?“ Sie wiederholte ihren Satz. Er verstand immer noch nicht, da er seine Hörgeräte zu Hause hatte. Sie fragte, nun etwas lauter, ob er Angst vor Hunden habe. „Nein“, gab er zur Antwort und lief weiter.
Vielleicht hätte er etwas schnippisch erwidern sollen: „Dumme Frage. Das ist so, wie wenn dich jemand nachts auf einsamer Landstraße auffordert, mit dem Fahrzeug anzuhalten, um dann zu fragen, ob man keine Angst habe, wenn man nachts auf einsamer Landstraße angehalten wird.“ Aber vielleicht hätte er besser zurückfragen sollen: „Weshalb fragen Sie?“ Denn offensichtlich ging es mehr um ihre als um seine Ängste. Aber er war ja nicht als Therapeut unterwegs, sondern als gemeiner Jogger.
© Hans-Werner Kube