Dennoch
Loslassen
die Kindheit,
den Ernst üben,
die Fröhlichkeit bewahren –
dennoch!
Loslassen
die Kinder.
Sie nehmen ihren Weg
und bleiben dir –
dennoch!
Loslassen
die Kindheit,
den Ernst üben,
die Fröhlichkeit bewahren –
dennoch!
Loslassen
die Kinder.
Sie nehmen ihren Weg
und bleiben dir –
dennoch!
von Konnie Matena
Da! Dort vorn sehe ich Lichter!
Endlich! Ich habe den Rückweg gefunden. Gleich werde ich den Wald verlassen können.
Ob sich wirklich etwas verändert hat? Ich hoffe es so sehr.
Wie kann ich anderen erzählen, was mir passiert ist?
Ich lasse den Nachmittag noch einmal Revue passieren:
Ich hatte mich verlaufen – im Wald und in meinen Gedanken. Zu groß schienen die Probleme, die uns alle betrafen und zu trivial dagegen meine persönlichen – trotzdem trieben sie mich um. Ich achtete nicht auf den Weg, sondern stapfte vor mich hin und versuchte, Lösungen zu finden.
Kürzestgeschichte von Hans-Werner Kube
Er joggte an der Bahnlinie entlang. Vor ihm am linken Wegrand hockte eine junge Frau mit zwei kleinen Hunden. Sie rief ihm etwas zu, als er vorbeieilte. Er blieb stehen und fragte: „Wie bitte?“ Sie wiederholte ihren Satz. Er verstand immer noch nicht, da er seine Hörgeräte zu Hause hatte. Sie fragte, nun etwas lauter, ob er Angst vor Hunden habe. „Nein“, gab er zur Antwort und lief weiter.
[weiterlesen …]von Helmut Rinke
Drüben winkt einer. Hans-Dieter stutzt. Der Kollege … denkt er, findet aber nicht das Ende des Gedankens. Er zögert. Der freie Platz zwischen ihnen lässt wenig Zeit, das Ende zu finden. Der andere kommt schnellen Schritts auf ihn zu, Sekunden nur. „Scheiße!“, murmelt Hans-Dieter, „Wie peinlich“, und bleibt fast stehen. Der andere streckt ihm schon die Hand entgegen. Hans-Dieter bringt zögernd seine Rechte vor.
[weiterlesen …]von Eva Ihnenfeldt
Magda erwachte. Irgendetwas war anders, war neu. Sie griff, wie jeden Morgen, zum Smartphone, schaltete den Wecker ab und scrollte zum Wachwerden ein wenig durch Facebook.
Nicht das, was sie dort sah, war anders als sonst. Das „Anders“ war in ihr drin, es war das, wie ihr Kopf zu ihr sprach: „Es ist okay. Ich lasse alles zu. Alles Jacke wie Hose. Es gibt nichts zu tun. Prima, Feierabend zu haben. Ich bin zufrieden.“
Magda war es ein wenig gruselig. Es fühlte sich an, als hätte etwas Außerirdisches von ihrem Gehirnapparat Besitz ergriffen. Oder als hätte man ihr über Nacht eine KI eingepflanzt, die nun wertungsfrei und ungerührt die Welt akzeptierte, ganz so, wie sie war.
[weiterlesen …]was rauscht da
ratsch ratsch
durch Blätterfinger
was springt da
nach dumpfem Aufprall
klack klack und koller koller
rollt da vor meine Füße
ein hochglanzpolierter Kobold
mit hellen Bauch
der grünen Rüstung ledig
wer hebt dich nun auf
wer sammelt dich ein
wer trägt dich nach Haus
wer zaubert aus dir
und deinen herrlich
herbstlichen Kollegen
pfiffige Pfeifenmännlein
kugelige Weiblein mit Kappe
Tierlein auf streichhölzernen Beinen
und Raupen Schlangen
schwere Ketten wer
doch du bleibst liegen
bei deinesgleichen
was waren wir begierig früher
warfen gar Steine in die Bäume
um dich zu Fall zu bringen
da liegst du nun
da steh ich nun
Hände in den Taschen
Wie Mehltau legt sich´s übers Land,
ein elendes Virus, Corona genannt.
Es stoppt das Leben überall
und alte Menschen bringt´s zu Fall.
Doch – wird die Menschheit daraus lernen?
Das steht leider in den Sternen.
Höher, schneller, mehr und weiter …
Diese endlos lange Leiter …
Wird sie dadurch unterbrochen
oder sogar abgebrochen?
Mein Weihnachtswunsch an dich sei so:
Hoffe, hoffe und sei froh,
dass das Virus dich verschont
und sich das Leben wieder lohnt.
Ich gehe durch die Straßen,
den Lappen vor dem Mund,
erst waren alle grünlich,
inzwischen sind sie bunt.
In der Stadt sind Stände,
wo wir viel Mundschutz sehn,
ob grau, ob bunt, mit Sternchen,
Hauptsache, es ist schön!
Die Damen wählen Masken,
passend zu dem Kleid.
Das ist die neue Mode
in dieser schweren Zeit.
Wind kennt keine Grenzen
Wild kennt keine Grenzen
Meere kennen keine Grenzen
Heere kennen keine Grenzen
Plagen kennen keine Grenzen
Fragen kennen keine Grenzen
Helmut Rinke
„Hast du denn früher immer Pferde gehabt“, wollte ich von meinem Großvater wissen.
„Sicher“, erwiderte er, „Pferde hatte ich immer. Die brauchte ich für meinen Karren. Das letzte war der Max. Der ist achtzehn Jahre alt geworden. Son’n Wagen mit Moddor wollt eck nich hebben. Een Peerd hett okk min vadda alltiet hat un min Grootvadda ook.“
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